10. Stolpersteinverlegung am 10. Juni 2017

Ursula Steinberg und Dirk Akkermans

Man könnte meinen, dass die 10. Verlegung in Emden eine gewisse Routine mit sich brachte. Dem war nicht so, denn die Einmaligkeit einer solchen Gedenkveranstaltung - eingebettet in das Konzept des Künstlers Gunter Demnig – gestaltet sich aus verschiedenen Faktoren der Recherche. Wir treffen auf Angehörige der Opfer oder interessierte Bürger*innen, die mithelfen, Angaben auf Genauigkeit hin zu filtern. Wir wälzen Stadtpläne aus verschiedenen Zeiten, um die alten Adressen genau festlegen zu können. Es werden Schulklassen aktiviert, die sich mit den neuen Biographien beschäftigen und sie an den Verlegestellen verlesen. Es werden Gäste eingeladen – Angehörige und Freunde der Opfer, Sponsoren und Bürger*innen der Stadt Emden.

Am 10. Juni wurden 25 Stolpersteine verlegt, die Stationen erstreckten sich von Harsweg im Norden der Stadt bis in die Innenstadt. Es war ein Samstag, dazu noch Filmfest, und doch waren viele Schüler*innen aus der Oberschule Herrentor, dem Max-Windmüller-Gymnasium und der BBS II bereit, die Stolpersteinverlegung tatkräftig zu unterstützen. Dafür noch einmal ein spezieller Dank.

Folgende Steine wurden verlegt:
1. Auricher Straße 229 (Nähe Jet-Tankstelle)
3 Steine für Familie Cohen: Adolf, Minna, Leopold
2. Neutorstraße Stadtgarten /ggü. Nr. 12-14
5 Steine für Familie de Jonge: Hartog, Sientje, Heiman, Siegbert, Rolf
3. Ringstraße 44
3 Steine für Familie Steinberg: Rosa, Werner, Heinz
4. Lilienstraße 3-4
6 Steine für Familie Hartogsohn: Fanni (1881), Carl, Fanni (1895), Esther, Auguste, Philipp
5. Am Anker / ggü. Rathaus
1 Stein für Eduard Dudek
6. Faldernstraße 26
1 Stein für Adolf Tomsic
7. Wallstraße /Ecke Oldersumerstraße
5 Steine für Familie Gossels: Adolph, Elise, Simon, Hermann, Meinhard
8. Brückstraße 29 /früher: Schornsteinfegerstraße
1 Stein für August Kraak

Um nach der Verlegung allen Teilnehmer*innen Gelegenheit zu einem kleinen Austausch – auch mit Gunter Demnig - zu geben, wird in der Regel vom ‚Arbeitskreis Stolpersteine Emden‘ zu einer Tasse Kaffee/Tee eingeladen. Diesmal, zu der 10. Verlegung, lud die Stadt Emden - der Oberbürgermeister - zu einem Tee-Empfang in den Rummel ein. Auch für diese Unterstützung noch einmal den herzlichsten Dank.

Es fanden viele Gespräche statt – mit dem Künstler, mit der Angehörigen Ursula Steinberg(angereist aus der Schweiz) und mit einem Gast aus Groningen. Dirk Akkermans, als Vertreter der Geert Sterringa Stichting The Netherlands, war über die Grenze gekommen, um am Gedenken für August Kraak teilzunehmen und an die Fluchthilfe im Grenzverkehr während der Nazizeit zu erinnern. Die Recherchen für Stolpersteine haben die Kontakte im Grenzgebiet wieder aufleben lassen.

In Emden sind nun 261 Stolpersteine in die öffentlichen Bürgersteige eingelassen worden, sie werden von der Bevölkerung wahrgenommen. Unser Anliegen ist es weiterhin, die unfassbaren Greueltaten der Nazis in einer Stadt wie Emden sichtbar zu machen; in einer Stadt, in der eine große Anzahl der Bewohner*innen, vornehmlich Arbeiter*innen in Hafen und Werft, starken Widerstand leisteten und in der die größte jüdische Gemeinde Ostfrieslands versammelt war. Die Opfer dürfen nicht vergessen werden, die Steine mahnen uns! -
Es werden hoffentlich noch viele Schicksale weiterer Opfer aufgearbeitet werden.

Im "Weitblick" hin auf diese kommenden Aufgaben möchte ich mich zunächst im Namen aller Mitarbeiter*innen des Arbeitskreises für die bisherigen Spenden bedanken. Nur durch diese ist es uns möglich, jährlich eine Verlegung durchzuführen. Es ist aber auch die Bitte, in der Spendenbereitschaft nicht nachzulassen, denn es gibt noch viel zu tun.

Ein Hinweis: Die "Steinfotos" in den Biographien der Verlegung vom 10.6.2017 sind in unserem Auftrag von der Fa Foto Brunke gemacht worden.

Text: Renate Skoruppa
Fotos: Michael Skoruppa, Hans-Gerd Wendt