Die Geschichte des Stadtarchivs Emden
Sammlungen und Dokumente.
Das Stadtarchiv Emden geht in seinen Anfängen auf die Sammlung städtischer Urkunden und Privilegien zurück, die im 16. Jahrhundert in der Sekretkammer des alten Rathauses aufbewahrt wurden. Im 17. Jahrhundert erhielt das Archiv während der Amtszeit des Stadtsyndikus Johannes Althusius besondere Bedeutung, weil dieser auch heute noch bedeutende Staatsrechtslehrer in seinem Kampf um die politische Unabhängigkeit Emdens und die Verwirklichung seiner Staatsrechts-Theorien die im Archiv vorhandenen Unterlagen als Quellen für seine politischen und wissenschaftlichen Auseinandersetzungen auswertete. In diesem Zusammenhang entstand 1618 das erste Aktenverzeichnis des Stadtarchivs. Lagerungsort des Archivs war von 1576-1942 das Rathaus am Delft.
Nach dem Übergang Emdens an Preußen 1744 und dem Erlöschen einiger der bisherigen Stadtrechte Emdens verlor das Stadtarchiv seine bisherige Bedeutung als "Waffenarsenal" im Kampf um die Unabhängigkeit der Stadt und wurde nach preußischem Vorbild zu einer Sammlung der Altakten der Stadtverwaltung umgestaltet. In den Jahren 1763-1794 wurde das Archiv vom Registrator Scipio Nellner verwaltet, der weitere umfangreiche Aktenverzeichnisse anlegte. Die Akten der niederländisch-französischen Herrschaftszeit wurden von seinem Nachfolger im System der französischen Dezimal-Klassifizierung geordnet und verzeichnet. In den Jahren der hannoverschen Herrschaft verfiel die Ordnung des Stadtarchivs, sodass das Archiv 1859 "das Bild einer vollständigen Confusion bot, für die das Gedächtnis zweier Personen den einzigen Schlüssel lieferte". 1861 übernahm daher auf Veranlassung der hannoverschen Landdrostei in Aurich der Registrator Ernst August Gebest die Leitung des Archivs. Dieser brachte die umfangreichen Bestände wieder in Ordnung. Gebest behielt die Leitung bis zum Jahr 1914.
In den Jahren 1934-1945 übernahm Dr. Louis Hahn das zwanzig Jahre verwaiste Archiv als Leiter. Er brachte die Archivalien in eine neue Ordnung. In den Jahren 1939-1945 wurde das Archiv mehrfach an verschiedenen Orten ausgelagert, wobei der größte Teil der Aktenverzeichnisse sowie eine Vielzahl der Akten verloren ging. Den Standort im alten Rathaus am Delft verlor das Stadtarchiv im Bombenhagel des 6. September 1944, als Emdens Innenstadt zu 90% in Flammen zerstört wurde.
Im Jahre 1952 wurde der Leiter des Ostfriesischen Landesmuseums Wolfgang Schöningh mit der Neuaufstellung, Ordnung und Verzeichnung des Archivs betraut und einige Verzeichnisse neu angelegt. Seit 1962 lagerte das Archiv in zwei Magazinräumen des Museums.
In den Jahren 1967-1997 wurde das Stadtarchiv von Dr. Helmut Eichhorn betreut, als zusätzliche Archivkraft wurde 1972 Dieter Kraft eingesetzt. Seit 1997 ist der Nachfolger von Dr. Helmut Eichhorn, Dr. Friedrich Scheele.
Seit 1989 wird das Archiv von Dipl. Arch. Fokke Müller betreut.
In den Jahren 1995/96 zog das Stadtarchiv vom Rathaus am Delft in neue, größere Räumlichkeiten in der Kirchstraße um. Die Archivalien lagern seitdem in einem ehemaligen Weltkriegsbunker, der als Magazin hergerichtet wurde. Die Quellen wurden in Regalen untergebracht, die modernen Magazinansprüchen gerecht werden, die Räume sind klimatisiert und es ist Platz für Zuwächse vorhanden. Die Akten wurden in Archivkartons verpackt und neu geordnet.
Seit 1997 verstärken die Archivangestellten Monika Meinke und Karl-Hermann Fokken das Team des Stadtarchivs.
Seit 2001 leitet Dr. Rolf Uphoff das Stadtarchiv Emden.
Momentan findet eine Inventur aller Bestände statt, sämtliche Archivalien werden mit Hilfe der EDV neu verzeichnet. Wichtige Bestände wurden verfilmt und vor Verlusten durch Benutzung gesichert. Das Archiv verzeichnet seit dem Umzug stark steigende Benutzerzahlen (es wird momentan von ca. 80 Nutzern im Monat besucht), darüber hinaus zählen zahlreiche Schulklassen zu den regelmäßigen Besuchern. Heute umfasst das Archiv ca. 500 Urkunden, 150 Handschriften, 8.000 Druckschriften, 10.000 Bücher und 70.000 Akten. Unter den Urkunden mögen hier nur die Urkunde über die Bestätigung des Stapelrechts auf der Ems von 1494 und die Verleihung des Stadtwappens von 1495 durch König Maximilian I. genannt sein.