Stadtgeschichte

Amuthon - Embden - Emden. Die wechselvolle Geschichte der Stadt Emden

Emden - Ort der Geschichte

Die Stadt Emden kann auf eine Geschichte zurückblicken, die bis zur Antike zurückreicht. "Amuthon" nannten die römischen Eroberer den kleinen Ort an einem windgeschützten Arm der Ems, die in lateinischer Sprache "Amisia" hieß. Aus diesem Dorf, das später auf einer friesischen Langwurt zum Schutz vor Sturmfluten errichtet wurde, entwickelte sich im frühen Mittelalter ein florierender Handelsort. Der kleine Wasserlauf zur Ems, die "Ehe", wurde zur Lebensader, aus der der "Delft" hervorging.

Aus dem friesischen Handelsort entstand bis zum 16. Jahrhundert die größte Hafenstadt Nordwesteuropas. Möglich gemacht hatten dieses grandiose Wachstum die Reformation und der Unabhängigkeitskrieg der niederländischen Provinzen gegen die Spanier. Religionsflüchtlinge und Kriegsvertriebene brachten ihr Knowhow und ihre Verbindungen in die Stadt.

Mit der Größe stieg das Selbstbewusstsein der Emder Bürger. 1595 rebellierten sie gegen das ostfriesische Grafenhaus und mit niederländischer Unterstützung erreichte Emden den Status einer quasiautonomen Stadt. Der Bau des Emder Walles bis 1616 zeugte vom Willen zur Unabhängigkeit. Gleichzeitig bot dieses Bauwerk den militärischen Schutz, der die Unbilden des Dreißigjährigen Krieges zu überstehen half. Gerade in dieser Zeit erlebte Emden eine erneute Blüte.

Die folgenden 150 Jahre zwischen 1649 und 1799 waren für die Stadt Emden eine lange Phase der Stagnation und des teilweisen Niedergangs. Die Lebensader begann zu versanden, so dass der Hafen nicht mehr von schwer beladenen Schiffen angefahren werden konnte. Unter der Landesherrschaft der preußischen Könige verlor Emden seine Autonomie. Dass die Landesherrschaft der preußischen Könige in ein goldenes Licht geriet, war der Tatsache geschuldet, dass der Emder Hafen zwischen 1799 und 1805 wegen der preußischen Neutralität im Krieg Napoleons gegen eine Koalition aus Österreich, Russland und Großbritannien einen erneuten Aufschwung erlebte.

Im 19. Jahrhundert hielt die Industrielle Revolution erst spät Einzug in Emden. Stationen dahin waren die Anbindung an das Ruhrgebiet durch die Westbahn und der Bau des Hauptbahnhofs. Mit der Annektierung des Kgr. Hannover, zu dem Emden seit 1915 gehörte, übernahm Preußen ab 1866 die Verantwortung für den Emder Hafen.

Zwei Männer prägten die Entwicklung Emdens bis 1914: Oberbürgermeister Leo Fürbringer (1875-1913 / 1914-1916) und der Geheime Oberregierungsrat und Vortragende Rat im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Carl Schweckendiek. Der Hafen wurde bis 1902 ausgebaut. Gleichzeitig siedelte sich Industrie an (Nordseewerke, Brikettfabrik). Die Stadt wuchs.

Die Ära zwischen den Weltkriegen war eine Zeit der wirtschaftlichen Krisen und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Die Israelitische Gemeinde, die mehr als 300 Jahre in Emden existierte, wurde zerstört. Jüdische Bürger mussten fliehen oder fielen dem Holocaust zum Opfer. Am 6. September 1944 schließlich wurde die Emder Altstadt innerhalb einer halben Stunde durch britische Bomben völlig zerstört.

Nach der Befreiung am 4. Mai 1945 begann nicht nur der materielle Wiederaufbau, sondern auch der Aufbau eines demokratischen Staatswesens. 1962 konnte Oberbürgermeister Susemiehl voller Stolz das wiedererbaute Emder Rathaus einweihen.

Emden ist heute eine Hafen- und Industriestadt, die sich dem Wandel der Zeit zu stellen hat. Das Stadtarchiv bewahrt die Überlieferung und ist das historische Gedächtnis der Stadt. Die folgende Präsentation soll das verdeutlichen und ist eine Einladung zur Beschäftigung mit dieser Stadt als Ort der Geschichte.

Emden im Februar 2017     
Dr. Rolf Uphoff, Stadtarchivleiter