Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen
Emden setzt ein Zeichen, dass Gewalt gegen Frauen und Mädchen in unserer Stadt keinen Platz hat!
Am 25. November ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen oder Orange Day, der weltweit als Gedenk- und Aktionstag zur Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt jeder Form gegenüber Frauen und Mädchen genutzt wird. Auch in Emden finden wieder zahlreiche Aktionen und Veranstaltungen statt, um auf dieses Thema aufmerksam zu machen, eine klare Haltung gegen Gewalt einzunehmen und Solidarität mit Betroffenen zu zeigen.
Aktionen auf einen Blick
Die Aktionen und Veranstaltungen werden vom Bündnis Gewaltprävention Emden, der Stadt Emden, dem Kommunalen Präventionsrat, der Hochschule Emden/Leer, Zonta Leer-Ostfriesland und Lions Club Emden Friesische Freiheit organisiert und durchgeführt.
Foto- und Kunstausstellung gibt Betroffenen eine Stimme
Frauen und Mädchen werden ausgebeutet, missbraucht und verkauft. Auch vor unserer Haustür! Mit der Foto- und Kunstausstellung "I AM HER VOICE" soll betroffenen Mädchen und Frauen eine Stimme gegeben werden - eine Stimme, die gehört wird und die dazu beiträgt, dass Diskriminierung und Gewalt an Mädchen und Frauen in unserer Gesellschaft keinen Platz mehr haben.
Die Foto- und Kunstausstellung "I AM HER VOICE" wird - im Zusammenhang mit dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen - vom 8.11. bis einschl. 26.11.2024 im Kulturbunker Emden, Geibelstraße 30 A, 26721 Emden, gezeigt. Die Vernissage zur Ausstellung findet am Freitag, 08.11.2024, 19 Uhr, im Kulturbunker statt.
Die Ausstellung wird vom Bündnis Gewaltprävention Emden gemeinsam mit den Kooperationspartnerinnen Zonta Club Leer/Ostfriesland und dem Lions Club Emden Friesische Freiheit ausgerichtet. Die Schirmherrschaft hat Oberbürgermeister Tim Kruithoff übernommen.
Im Rahmen der Vernissage wird es unter anderem einen Impulsvortrag als Einführung in die Ausstellung durch Frau Andrea Sommer von der BONO-Direkthilfe e. V. sowie ein musikalisches Rahmenprogramm durch den Emder Kneipenchor und einen Sektempfang geben.
"I AM HER VOICE" startete 2021 als Kunst- und Fotowettbewerb gegen Menschenhandel, Zwangsprostitution, Ausbeutung und Gewalt an Frauen und wurde von der BONO-Direkthilfe e. V. und Chance Swiss ins Leben gerufen. Die Bilder stehen symbolisch für Menschenhandel, Zwangsprostitution und sexuellen Missbrauch an Frauen und umfassen eine thematische Vielfalt, die von Missbrauch in der Kindheit über häusliche Gewalt und Femizid bis hin zu Menschenhandel und sexueller Ausbeutung reicht. Wieder andere Werke rücken die Resilienz und innere Kraft betroffener Frauen in den Mittelpunkt, die stärker sind als die Traumata und die anderen Betroffenen Mut machen, das Erlebte zu überwinden und sich nicht (mehr) zu verstecken.
Die Kunstwerke sollen für viele Menschen sichtbar sein, um dem Thema Gewalt an Mädchen und Frauen eine größere Aufmerksamkeit zu schenken. Deshalb werden aktuell ca. 52 ausgewählte Werke auf einer Wanderausstellung gezeigt.
Das Bündnis Gewaltprävention Emden mit den Kooperationspartnerinnen Zonta Club Leer/Ostfriesland und dem Lions Club Emden Friesische Freiheit zeigt die Wanderausstellung "I AM HER VOICE" in diesem Jahr im Rahmen des Aktionsprogramms zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, um im November auf das Thema Gewalt an Frauen und Mädchen aufmerksam zu machen und dafür zu sensibilisieren!
Die Ausstellung kann während der Öffnungszeiten des Kulturbunkers Emden kostenlos besucht werden.
Da der Saal während des Ausstellungszeitraums auch anderweitig genutzt wird, empfiehlt es sich, vor einem geplanten Besuch die Besichtigungsmöglichkeit telefonisch unter (04921-871768) oder per mail (kulturbunker(at)emden.de) abzufragen.
Es sind Bilder, die unter die Haut gehen! Aufgrund des stark aufrüttelnden Inhalts der Fotos und Bilder wird ein Besuch frühestens ab 16 Jahren empfohlen! Sofern Gruppen oder auch Einzelpersonen eine Begleitung oder auch einen Austausch zur Ausstellung benötigen, können sie sich unter gewaltpraevention(at)emden.de an das Bündnis Gewaltprävention Emden wenden.
Fahnenhissen am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen
Am Montag, 25.11.2024, um 12 Uhr werden anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am Ostfriesischen Landesmuseum/Rathaus Fahnen mit der Aufschrift "Wir sagen NEIN! zu Gewalt gegen FRAUEN" von einem breitem Zusammenschluss unterschiedlichster Akteure gehisst, um ein sichtbares Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen.
Treffpunkt zum gemeinsamen Gang zum Fahnenhissen ist um 11:30 Uhr im Innenhof zwischen den Verwaltungsgebäuden I und II der Stadtverwaltung.
Unter anderem sind dabei die Bürgermeisterinnen der Stadt Emden, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Emden, Vertreter*innen des Bündnisses Gewaltprävention, von Rat und Verwaltung, der Polizei Emden, der Hochschule Emden/Leer, Zonta Leer-Ostfriesland sowie weitere Interessierte.
Weitere Fahnen werden am Verwaltungsgebäude III in der Maria-Wilts-Straße, bei der Volkshochschule, vor der Polizeiinspektion, am Feuerschiff und auf dem Campus der Hochschule Emden/Leer wehen.
Beleuchtung Orange The World
Die Stadt Emden beteiligt sich auch in diesem Jahr wieder an der weltweiten Kampagne "Orange The World".
In der Zeit vom 25. November (Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen) bis zum 10. Dezember 2024 (Tag der Menschenrechte) werden Gebäude, Sehenswürdigkeiten und Plätze orange beleuchtet.
Die Farbe Orange symbolisiert dabei eine Zukunft ohne Gewalt gegen Frauen. In Emden werden das Ostfriesische Landesmuseum, das Hafentor, die Neue Kirche und der Neue Markt in orangenes Licht getaucht, um die Forderung nach der Beendigung geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen zu unterstützen.
Die Hochschule Emden/Leer plant, sich mit einer orangefarbenen Beleuchtung des Lüttje Studi Huus auf dem Campus Emden und der MachBar Emden, Große Straße 34, zu beteiligen.
Auch alle Bürger*innen sind aufgerufen, am Abend ein orangenes Licht, wie beispielsweise eine orangefarbene Kerze, in das Fenster zu stellen.
Orange Bank – #keinplatzfürgewalt
Unter dem Motto #keinplatzfürgewalt wurde zum 25.11.2023 eine orangefarbene Bank von der Stiftung Opferhilfe Niedersachsen gemeinsam mit dem Bündnis Gewaltprävention und Zonta Leer-Ostfriesland angeschafft, um dauerhaft auf das Thema Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen.
Während des Ausstellungszeitraums der Foto- und Kunstausstellung „I AM HER VOICE“ wird die Bank im Kulturbunker Emden aufgestellt sein.
Wann: 08.11-29.11.2024, Kulturbunker Emden
Wo: Kulturbunker Emden, Geibelstraße 30 A, 26721 Emden
Mitmachaktion "Wir brechen das Schweigen" des Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen
Unter dem #Schweigenbrechen ruft das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen dazu auf, sich an der Social Media Kampagne gegen Gewalt an Frauen zu beteiligen.
Oberbürgermeister Tim Kruithoff, Gleichstellungsbeauftragte Gaby Philipps und das Bündnis Gewaltprävention unterstützen diese Kampagne und möchten auch viele Emder Bürger*innen zum Mitmachen motivieren.
Wann: ab 14.11.2024
Wo: #Schweigenbrechen
Veranstalter*in: Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen, www.hilfetelefon.de
Mitmachaktion Emder*innen setzen ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen #orangeemden
Emder*innen sind dazu aufgefordert, sich mit orange eingekleideten Statuen zu fotografieren und diese unter dem vorgegebenen Hashtag #orangeEmden zu posten.
Wann: ab Samstag, 23.11.2024
Wo: Selfie Points bei den Statuen Delftspucker, Jantje Vis, Peterke, Maja bei der Kunsthalle und Ottifanten in Transvaal
Veranstalter*in: Bündnis Gewaltprävention, Stadt Emden
Infostand zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen
Das Bündnis Gewaltprävention informiert interessierte Bürger*innen über Hilfs- und Beratungsangebote bei häuslicher Gewalt und steht zum Gespräch und Austausch bereit.
Zeitgleich wird Info-Material in der Innenstadt, in der Gastronomie, auf dem Wochenmarkt und in der Fußgängerzone verteilt.
Wann: Samstag, 23.11.2024, vormittags
Wo: Zwischen beiden Märkten, Innenstadt
Veranstalter*in: Bündnis Gewaltprävention
Brötchentütenaktion "Gewalt gegen Frauen kommt nicht in die Tüte."
Herausgabe von Brötchentüten mit einschlägigen Informationen zu häuslicher Gewalt über teilnehmende Bäckereien und Einzelhandel
Wann: Montag, 25.11.2024, ganztägig
Wo: teilnehmende Bäckereien Buchholz, Musswessels, Schürmann, Sikken, und OBW/Backboord
Veranstalter*in: Kommunaler Präventionsrat, Gleichstellungsbeauftragte Stadt Emden
Film „Morgen ist auch noch ein Tag“ im VHS Filmclub
Rom, Mitte der 1940er Jahre, befreit vom Faschismus, unterdrückt vom Patriarchat. Eine Zeit, deren Rückständigkeit nach Schwarz-Weiß-Bildern verlangt. Delia ist die Frau von Ivano und Mutter dreier Kinder. Zwei Rollen, in die sie sich voller Hingabe unter der Herrschaft ihres gewalttätigen Mannes fügt und obendrein die Haushaltskasse mit vielen kleinen Hilfsarbeiten als Krankenschwester, Wäscherin oder in einer Schirmmacherei aufbessert, um die Familie in ihrer Kellerwohnung irgendwie über Wasser zu halten. Bis ein mysteriöser Brief eintrifft, der Delia den Mut gibt, alles über den Haufen zu werfen und auf ein besseres Leben zu hoffen, nicht nur für sich selbst…
Mit „Morgen ist auch noch ein Tag“ gibt Paola Cortellesi ihr bewegendes Regiedebüt, das vom Leben ihrer eigenen Großmutter und Urgroßmutter inspiriert ist. Eine warmherzige Komödie, die überrascht sowie zum Nachdenken anregt und der es gelingt, beim Publikum ein Gefühl der Identifikation und Zugehörigkeit zu wecken – ein absoluter Ausnahmefilm.: TRAILER anschauen
Komödie/Drama, I 2023, 118 min, Regie: Paola Cortellesi. Mit Paola Cortellesi, Valerio Mastandrea u.a.
Wann: Montag, 25.11. (DF), und Mittwoch, 27.11.2024 (OmU), 20 Uhr
Wo: CineStar Emden
Veranstalter*in: VHS Filmclub
Aktionstage Respektvoller Umgang 2024 - Online-Vorträge der Hochschule Emden/Leer
Im Rahmen der Aktionstage „Respektvoller Umgang“ an der Hochschule Emden/Leer werden u. a. Online-Vorträge angeboten, zu denen sich auch weitere Interessierte außerhalb der Hochschule anmelden können:
Online-Vortrag „Geschlechtliche Vielfalt an der Hochschule- Herausforderungen und Chancen“ mit Né Fink, systemischer Berater und Trainer für geschlechtliche Vielfalt
Es werden Begrifflichkeiten erklärt und die Realitäten von trans*, inter* und abinären Personen im Hochschulalltag umrissen. Was können Hochschulen tun, damit für alle inklusive Lehr-, Lern- und Arbeitsräume entstehen? Welche Chancen und Möglichkeiten gibt es und mit welchen strukturellen Grenzen müssen wir dabei rechnen?
Wann: Montag, 2.12.2024, 16 - 17:30 Uhr
Anmeldung bitte unter gleichstellung(at)hs-emden-leer.de
Online-Vortrag „Digitale Gewalt und ihre Folgen“ mit Referentin Katja Kiyan, HateAid
Digitale Gewalt ist eine der größten Gefahren für die Demokratie: Menschen werden im Netz beleidigt und bedroht, weil sie ihre Meinung sagen oder sich politisch engagieren. Politiker*innen, Journalist*innen oder Aktivist*innen erhalten Morddrohungen, weil sie ihre Arbeit machen. Schon junge Mädchen sind täglich sexualisierter digitaler Gewalt ausgesetzt, marginalisierte Gruppen werden massiv attackiert. Immer mehr Menschen ziehen sich aus Angst vor diesem Hass aus den Debatten im Netz zurück.
Die gemeinnützige Organisation HateAid setzt sich für Menschenrechte im digitalen Raum ein, unterstützt Betroffene und klärt über digitale Gewalt und ihre Folgen auf.
Wann: Mittwoch, 04.12.2024, 19-20:30 Uhr
Anmeldung: gleichstellung(at)hs-emden-leer.de
Zonta Club Leer-Ostfriesland
Die Frauen vom Zonta Club Leer-Ostfriesland haben mehrere orangefarbene Figuren in Frauenform, sog. Matildas, in Auftrag gegeben, die in verschiedenen Institutionen, wie z. B. in Emden im Ostfriesischen Landesmuseum, aufgestellt und dort auf das Thema Gewalt gegen Frauen und die Hilfemöglichkeiten hinweisen werden.
Matilda soll als Figur den Blick auf Gewalt-Missstände schärfen und durch einen QR-Code direkt auf das bundesweite Hilfetelefon hinweisen.
Matilda sagt NEIN zu Gewalt gegen Frauen und Mädchen NEIN zu Gewalt in jeder Form, ob physischer, psychischer oder mit Mitteln des Internets. Matilda ist präsent, hier und an vielen anderen Orten. Denn Gewalt findet überall statt. Matilda passt auf. Matilda sieht hin. Matilda tut etwas.
Sei wie Matilda und SAG NEIN! SAY NO
Fakten: Was ist "Gewalt gegen Frauen"?
- Gewalt gegen Frauen ist eine spezifische Form von Gewalt. Sie richtet sich nicht gegen ein willkürliches Opfer, sondern geschieht, weil die Betroffene explizit weiblich ist.
- Geschlechtsspezifische Gewalt ist allgegenwärtig und noch immer in unseren patriarchalen Strukturen verankert.
- In Deutschland ist jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen, das sind mehr als 12 Millionen Frauen.
- Alle 4 Minuten erlebt eine Frau in Deutschland Gewalt durch ihren Partner oder Ex-Partner– egal, aus welcher sozialen Schicht oder Altersgruppe sie kommt.
- Das Thema Häusliche Gewalt wird dabei auch heute noch häufig bagatellisiert: als Privatsache, Familiendrama oder Einzelschicksale.
- Psychische, ökonomische und soziale Gewalt in Form von Kontrolle über Aufenthaltsorte, Finanzen und Kontakte, Erniedrigung, Drohungen oder Isolation sind dort nicht einmal berücksichtigt.
- Jeden dritten Tag tötet ein Mann seine (Ex-)Partnerin.
- Mehr als die Hälfte aller Frauen meidet im Dunkeln bestimmte Orte und fühlt sich unsicher.
Gewalt gegen Frauen wird in den meisten Fällen von Männern ausgeübt. Die meisten Täter stehen den Frauen nahe: Partnerschaftliche Gewalt ist die häufigste Gewaltform. Typische "Angst-Orte" von Frauen wie Parks oder dunkle Straßen sind statistisch gesehen im Vergleich zur eigenen Wohnung eher seltener der Tatort.
Geschlechtsspezifische Gewalt findet aber auch täglich für viele Frauen, Mädchen und queere Menschen auf der Straße, in Schulen, am Arbeitsplatz sowie in der digitalen Welt statt. Die Formen reichen von sexualisierten Sprüchen wie z. B. auch Catcalling und anzüglichen Gesten über Online-Hass bis hin zu Vergewaltigung und Femizid.
Aktuelle Zahlen: Anzahl der Opfer gestiegen
Das Lagebild des Bundeskriminalamts für 2023 zeigt einen signifikanten Anstieg häuslicher Gewalt, mit insgesamt 256.276 registrierten Opfern – ein Zuwachs von 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 70,5 Prozent der Betroffenen waren Frauen. Der Großteil der Fälle (65,5 Prozent) betraf Partnerschaftsgewalt, während 34,5 Prozent innerfamiliäre Gewalt ausmachten. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt, da viele Opfer aus Angst oder Scham schweigen.
Häusliche Gewalt stellt ein weitreichendes gesellschaftliches Problem dar, das alle sozialen Schichten und Altersgruppen betrifft. Häusliche Gewalt passiert oft im Verborgenen, "hinter verschlossenen Türen", und bleibt für die Öffentlichkeit unsichtbar.
Die Betroffenen leiden oft unter langfristigen körperlichen und seelischen Schäden, die ihre Lebensqualität stark beeinträchtigen. Auch Kinder, die in gewalttätigen Haushalten aufwachsen, tragen häufig traumatische Erlebnisse davon, was sich negativ auf ihre Entwicklung auswirken kann. Diese Zyklen von Gewalt setzen sich oft über Generationen fort, was die Dringlichkeit effektiver Präventions- und Interventionsmaßnahmen unterstreicht.
Um häusliche Gewalt nachhaltig zu bekämpfen, ist es notwendig, die Gesellschaft stärker zu sensibilisieren und aufzuklären. Es bedarf einer breiten öffentlichen Debatte, die das Thema enttabuisiert und deutlich macht, dass häusliche Gewalt keine Privatsache ist, sondern ein gesellschaftliches Problem, das uns alle angeht. Darüber hinaus müssen Betroffene ermutigt und befähigt werden, Hilfe in Anspruch zu nehmen, während alle Bürgerinnen und Bürger aufgefordert sind, auf Anzeichen von Gewalt in ihrem Umfeld zu achten und Unterstützung anzubieten.
Die Bereitstellung von Schutz, Beratung und rechtlichen Maßnahmen für Betroffene ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nur durch ein gut ausgebautes Hilfesystem und eine enge Zusammenarbeit zwischen Staat und der Bevölkerung bewältigt werden kann. "Denn Gewalt gegen Frauen geht uns alle an!", so Gleichstellungsbeauftragte Gaby Philipps.
Häusliche Gewalt ist trauriger Alltag vieler betroffenen Personen in Emden. So verzeichnete die Beratungs- und Interventionsstelle (BISS) in Emden einen fast doppelt so hohen Anstieg der Fälle wie im Vorjahr. Neben der stark gestiegenen Anzahl von durch die Polizei gemeldeten Fällen nahm auch die Zahl der Selbstmelder*innen drastisch zu.
Im Jahr 2023 wurden insgesamt 223 weibliche Personen und 41 männliche Personen beraten. Unter den zu beratenden Personen waren auch 10 junge Erwachsene. Bei 62 Personen handelte es sich um Selbstmelder*innen, d. h. um Personen, die nicht aufgrund des proaktiven Ansatzes beraten wurden, sondern sich selbst an die BISS Emden gewandt haben. Von den 62 Selbstmelder*innen waren 6 männlich und 56 weiblich.
Die meisten Opfer waren somit weiblich (84%) und die meisten Täter männlich (87%). Es gab 35 weibliche Täter und 41 männliche Opfer (12%). In einigen Fällen kam es zu gegenseitiger körperlicher Gewalt. Der Anstieg der Häuslichen Gewalt stellt die Einrichtungen vor erhebliche organisatorische und finanzielle Herausforderungen. Die genauen Ursachen für den Anstieg sind noch unklar.
Klar ist jedoch, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend plant ein Gesetz, das geschlechtsspezifische und häusliche Gewalt adressiert und ein flächendeckendes Recht auf Schutz und Beratung sicherstellen soll, insbesondere für Frauen. Die EU fordert zudem leicht zugängliche Schutzunterkünfte, doch konkrete Maßnahmen und ausreichende Finanzmittel fehlen noch. Während der Bund den Ausbau des Hilfesystems plant, liegt die Umsetzung weitgehend in den Händen der Länder, was regionale Unterschiede in der Versorgung begünstigen könnte. Ein bundesweiter Rechtsanspruch könnte hingegen für eine stabile und gesicherte Finanzierung sorgen, unabhängig von den jeweiligen Haushaltslagen der Länder. Es bleibt wichtig, die verbleibende Zeit der aktuellen Legislaturperiode zu nutzen, um sowohl nationale als auch EU-Vorgaben fristgerecht umzusetzen.
Sie haben Fragen?
Dann melden Sie sich gerne bei unserer Gleichstellungsbeauftragten Gaby Philipps.
Tel.: (0 49 21) 87 - 12 99
gleichstellung(at)emden.de